Herkunft und Verbreitung

Der ´Gacksapfel´ ist als Zufallssämling in der zweiten Hälfte des 19. Jh. in Aßlar-Berghausen an der Dill entstanden. Eng verbunden mit der Geschichte dieser Lokalsorte ist ihr Namensgeber Ernst Gack (1843-1921) aus Berghausen. Der Landwirt und Holzhauer fand um 1870 diesen Sämling im Wald von Berghausen, am 300 m hohen Hackenberg. Den Erzählungen nach grub er den Wildling „mit seinen bloßen Händen" aus und pflanzte ihn schließlich einige hundert Meter vor dem Ort, an der „Lehmkaut" wieder ein.

Die ersten Früchte, die Gack ernten konnte, waren keine sauren, holzharten Wildäpfel, sondern große, goldgelbe Früchte mit roten Streifen. Generationen von Schuljungen haben sich heimlich die Früchte von „Gack´s Apfelbaum", so hieß er inzwischen, schmecken lassen. Im Alter nahm sich der Naturschutz der Pflege des Mutterbaumes an der Lehmkaut an, bevor er - nahezu hundert Jahre alt - 1964 zusammenbrach (Foto: 1958).

Die Geschichte des wundersamen Apfelbäumchens, dessen sich Ernst Gack pflegend annahm, existiert jedoch bis heute. Sie wurde in den 70er Jahren von dem Historiker Dr. Kurt Hinze aufgeschrieben. ´Gacksäpfel´ werden vorrangig in Aßlar, Berghausen, Werdorf und anderen Gemeinden an der Dill geschätzt.

Fruchtbeschreibung

Form und Größe
Form sehr variabel, von rundlich bis hochgebaut, teils auch walzenförmig, mit breiten Kanten, mittelgroß.

Schale
Glatt, matt, typisch lila-grau bereift, Grundfarbe blassgrün, sonnenseits verwaschen, gesprenkelt und kurz gestreift, erscheint durch Reif lila.

Kelchseite
Kelchgrube mitteltief, Kelch groß, geschlossen, Kelchblätter zusammengedrängt, Kelchhöhle groß, trichter-förmig, in Kelchröhre übergehend.

Stielseite
Stielgrube mitteltief, teils olivbraun berostet, Stiel kurz bis mittellang, holzig, mit Frucht abschließend.

Kernhaus
Gefäßbündel schwach ausgeprägt, Achsenhöhle leicht offen, Kernhauswände ohrenförmig, glatt, Kerne gut ausgebildet, oval, hell kastanienbraun.

Fruchtfleisch
Grün bis gelblich weiß, mittelfest, sehr saftig, vorherrschende Säure, ohne besonderes Aroma.

Baumbeschreibung

Standort und Anfälligkeit
Anspruchslos an Boden und Klima, bis in höhere Lagen anbaufähig, robust und widerstandsfähig, insbesondere gegenüber Schorf, große Früchte neigen zu Glasigkeit und Stippe, frosthart.

Wuchs und Pflege
Mittelstarker bis kräftiger Wuchs, große, ausladende Krone, mäßig verzweigt, rötlich-braune Jahrestriebe, regelmäßiger Auslichtungsschnitt zu besserer Verzwei-gung und Neuaustrieb.

Blüte und Befruchtung
Blüte mittelspät, witterungsunempfindlich, Befruchtungsverhältnisse sind nicht untersucht.

Ertrag und Verwendung
Wechsel zwischen sehr hohen und geringen Erträgen (Alternanz), vorwiegend Wirtschaftsapfel, besonders zur Herstellung von Fruchtsaft und Wein, durch die lange verlustfreie Lagerung ab Dezember auch als Tafelapfel zum Frischverzehr geschätzt.

Reife
Ende September bis Mitte Oktober, Genussreife November bis April (Mai), Wintersorte.

Literaturhinweis

  • Hinze, K.: Wundersame Geschichte eines Apfelbaumes, in Heimat an Lahn und Dill, Nr. 112, 1979
  • Mühl, F.: Alte und neue Apfelsorten, 4. Aufl. München 1991, 4. Aufl. 2001, S. 97
  • Kahl, S.: Gacksapfel, in „Die guten alten Äpfel", Wetzlar 1999/2000
  • Kahl, S.: Verzeichnis hess. Regional- und Lokalsorten, Wetzlar 2002
  • Kahl, S.: Erhaltenswerte Obstsorten für Hessen, Aßlar 2004