GoldenerApfel

„Ein Zukunftsprojekt“, „Vorbildfunktion für die kommende Generation“, „interdisziplinäre Nachwuchsbildung“ – die Jury findet zahlreiche Begründungen für die Wahl des Goldenen-Apfel-Gewinners 2015. Nach der intensiven Sichtung von 21 Bewerbungen hat sie sich entschieden, die Auszeichnung für besondere Verdienste rund um den Streuobstwiesen-Schutz an die Gesamtschule Gießen-Ost zu verleihen. Hier fördern der Fachbereich Biologie und insbesondere die Streuobst-AG das Verständnis und das Problembewusstsein für die Belange des Umwelt- und Naturschutzes: Das Schulgelände ist in Teilen so umgestaltet, dass allen Schülerinnen und Schülern ein unmittelbarer, mit allen Sinnen erlebbarer Zugang zur Natur ermöglicht wird. Eine zentrale Rolle spielt dabei die schuleigene, auf dem Schulgelände gelegene Streuobstwiese. An dem Projekt beteiligen sich jedes Jahr rund 200 bis 300 Schülerinnen und Schüler. Stellvertretend für die Streuobst AG nahm Biologielehrerin Uta Grasse den Goldenen Apfel 2015 von Oberbürgermeister Peter Feldmann entgegen.

In seiner Laudatio anlässlich der Preisverleihung betonte Oberbürgermeister Peter Feldmann die Wichtigkeit der hessischen Streuobstwiesen: „Die heimischen Streuobstwiesen prägen nicht nur die typisch hessische Kulturlandschaft, sie sind auch wertvolle Biotope, die unseren besonderen Schutz verdient haben. Viele Bäume werden allerdings nicht oder nur sehr selten gepflegt. Die Streuobstwiesen können jedoch nur langfristig erhalten werden, wenn eine sinnvolle Nutzung des Obstes gewährleistet wird. Das Engagement zur Pflege und zum Erhalt dieser Biotope kann deshalb gar nicht genug gewürdigt werden.“

Die Obstwiesen sind zudem Lebensraum für zahlreiche Pflanzen und Tiere. „Eine extensiv genutzte Streuobstwiese kann nahezu 3.000 Tierarten beherbergen. Ideale Lebensbedingungen in dieser besonderen Landschaftsform finden neben Steinkauz, Fledermaus und einigen Orchideenarten auch unzählige andere Vögel und Nagetiere sowie Klein- und Kleinstlebewesen“, sagt Albert Langsdorf, Leiter der Naturschutz-Akademie Hessen.

„In diesem Jahr war die Anzahl der eingegangenen Bewerbungen um den Goldenen Apfel überwältigend hoch“, erzählt Martin Heil, Vorsitzender des Apfelweinverbandes. „Die Auswahl fiel wirklich nicht leicht, es waren viele hervorragende Projekte dabei. Das freut uns sehr, denn daran sehen wir, dass das Thema Streuobstwiese sehr aktuell und präsent ist.“ Letztlich entschied sich die siebenköpfige Jury für das Projekt der Gesamtschule Gießen-Ost. „Die beschriebene Vielfalt an Aktivitäten ist wirklich außergewöhnlich. Hier wird bereits bei Kindern die Bedeutung der Streuobstwiese als Lebensraum vermittelt. Zusammen mit der gemeinsamen Verarbeitung der Produkte, die den Kindern wiederum Wissen für eine Verwendung des geernteten Obstes beibringt, ist dies eine tolle Grundlage, die durch Einbeziehung der Eltern abgerundet wird“, erläutert Peter Klingmann, Geschäftsführer der MGH GUTES AUS HESSEN GmbH.

„Das Projekt ist beliebig duplizierbar und bietet die Möglichkeit, das Dilemma der Ernte flächendeckend und systematisch in den Griff zu kriegen“, ergänzt Dr. Johanne Höhl, stellvertretende Vorsitzende des Apfelweinverbandes. Denn die hessischen Kelterer sind darauf angewiesen, dass auch private Streuobstwiesenbesitzer ihre Äpfel in die Keltereien bringen. Wer seine Äpfel in die Kelterei bringt, wird belohnt. Je nach individueller Mindestabnahmemenge bezahlen die Kelterer jedes Kilo reifer, gesunder Äpfel in bar – oder mit einem Gutschein für Naturalien. Besonders wichtig ist es auch, ausreichend Rohware zu produzieren, Obstbäume zu pflanzen und regelmäßig zu pflegen.